16. November: Anattā, Shunyata und die Idee der Wiedergeburt

  • Beginn: 18:45 Uhr
  • Meditation im Sitzen und Gehen
  • Vortrag:
    Für viele Buddhisten ist die Aussicht auf eine günstige Wiedergeburt eine Inspiration für die Praxis. In den asiatischen Ursprungsländern des Dharma wird darüber selten diskutiert. Das ist bei uns im Westen anders. In säkularen Verhältnissen aufgewachsen, scheinen die Ideen von Himmel, Hölle oder Reinkarnation vielen von uns aus der Welt gefallen. Gleichwohl sieht es so aus, als sei diese Idee für mindestens ebensoviele Buddhisten gesetzt und ein originärer Bestandteil der Lehre des historischen Buddhas.

    Angeregt durch einen Text Kenneth Leonds (Zen-Lehrer, Wissenschaftler und Autor) wollen wir uns vorurteilsfrei diesem für manche brisanten Thema widmen. Endgültig klären werden wir diese Frage an diesem Abend nicht, aber vielleicht kann etwas Druck aus dem manchmal sehr aufgeheizten Kessel genommen werden und Verständnis für beide Seiten möglicher werden.

    Viele traditionelle Lehrerinnen und Lehrer gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass entsprechend der erworbenen Verdienst im Laufe des Lebens, eine Wiedergeburt in einem entsprechenden Lebewesen erfolgen wird. Eine menschliche Wiedergeburt wird als sehr vorteilhaft angesehen, da dies die Möglichkeit eröffnet, wiederum Verdienste zu erwerben, die im günstigen Fall zum Ausstieg aus dem Kreislauf der Wiedergeburten führen.

    Andere Lehrer wie Ajahn Buddhadasa (1906-1993) aus Thailand, Doug Smith oder Stephen Batchelor (Mitgründer des Bodhi College) stellen dies in Frage und vertreten u. a. die Ansicht, dass die Vorstellung, das Leben ginge in irgendeiner Form nach dem physischen Tod des Körpers weiter, nur aus Anhaften entstehendes Wunschdenken sei und nicht im Einklang mit Buddhas Lehre von Leerheit und Nicht-Selbst stehe.

    Interessant ist, dass im Laufe der Jahrtausende unterschiedliche religiöse und philosophische Strömungen unterschiedliche Vorstellungen darüber entwickelt haben, ob es nach dem Tode weitergehen könnte und wie das dann möglicherweise aussehe. Das reicht von der Wiederauferstehung nach dem sog. jüngsten Gericht über direkte Einfahrt in die Hölle bis zur Idee, gleich in einen Himmel einzufahren. Im alten (vorbuddhistischen) Indien hatten der Brahmanismus und zuvor die vedischen Religionen den Gedanken einer Wiedergeburt als Lebewesen kultiviert, mit der Möglichkeit durch ein religiöses Leben aus dem Kreislauf sich immer wieder wiederholender Wiedergeburten auszusteigen. Bizarr wirkt eine von manchen Buddhisten (wohl nur in Asien) gepflegte Vorstellung, Frauen müssten zunächst als Mann reinkarnieren, um eine Chance auf Erwachen und Beendigung des Wiedergeburtskarussells zu haben. Das wirkt verwirrend und alle reklamieren, richtig zu liegen.

    Vielleicht (sicherlich) gelingt es an diesem Abend, sich der Thematik mit Gleichmut zu widmen und die eigene Haltung und die von anderen mit Gelassenheit und ohne Vorurteile zu reflektieren.
  • Wertschätzung und Widmung
  • Ende gegen 21:00 Uhr

Im Anschluss besteht noch Gelegenheit zu Plausch und Austausch im „Shamdan“ in der Weidenhäuser Straße.

Stilles Sitzen kann zuvor von 17:30 Uhr (s.t.) bis 18:30 Uhr geübt werden.

Die Einführung vom 9. November 2023 liegt als Text vor. Die Einführungsvorträge ergänzen sich an unterschiedlichen Stellen, weil der Schwerpunkt immer etwas anders gesetzt wird.

Auch eine überarbeitete Version der Einführung in die buddhistische Meditation vom 5. Oktober 2023 steht nun zum Nachlesen zur Verfügung.

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